Kategorie: Leseproben
Die Hubertusalm – Leseprobe2
Die Hubertusalm – Leseprobe
Slavo ist von der natürlichen Schönheit Gelikas beeindruckt. Eine hübsche Frau ist für die Landwirtschaft ungeeignet. Das hat ihm seine Mutter bei gebracht. „Die sind zu teuer für uns“, sagte sie.
Slavo zeigt ihr das Haus. Sie ist begeistert von den herrlichen Zimmern. Die scheinen unberührt. Das Schlafzimmer Slavos hingegen, sieht recht benutzt aus. Slavo wird etwas nervös beim Betreten des Zimmers. „Ich konnte noch keine Ordnung machen.“
Im Schlafzimmer steht ein Fernseher.
„Ich halte mich nur Draußen und hier auf. Selten in der Küche“, sagt er.
Gelika schaut in die Runde und entdeckt tatsächlich ein paar erotische Filmchen unter dem Fernseher.
„Soll ich gleich mal das Bett machen?“
„Gerne.“
Slavo möchte natürlich sehen, ob Gelika das beherrscht. Gelika schlägt die Federdecke zurück. Sie entdeckt drei große Flecken.
„Hast du im Bett gegessen?“
Slavo schaut kurz nach Unten. Er wird etwas rot.
Sie gehen zusammen in die Küche. Die ist nicht unberührt. Aber sauber. Sehr sauber. Slavo schlägt eine Tür auf. Ein Gewölbe. Drei Schinken hängen darin. Konserven stehen im Regal.
„Den Trockenfisch habe ich an einer anderen Stelle“, sagt Slavo.
„Kannst du mir mein Zimmer zeigen?“
„Wir gehen eine Etage höher.“
Die Holztreppe knarrt etwas. Aber nicht lästig. Fast musisch. An einer Zimmertür hängt ein Kränzchen.
„Das ist dein Zimmer.“
Gelika öffnet die Tür.
„Wunderschön“, ist das Einzige, das sie sagen kann.
„Das hat Mama noch so eingerichtet“, gesteht Slavo. „Ich gehe deine Taschen holen.“
Gelika öffnet inzwischen die Fenster und legt die Federdecken darauf. Ihr Bett ist ein Doppelbett. So scheint es ihr. Zwei Bettdecken liegen darauf. Ein Federbett und eine etwas dünnere Decke.
Die legt Gelika in das andere Fenster zum Lüften.
„Das ist das Sommerbett“, sagt Slavo beim Betreten des Zimmers.
„Das dicke ist für den Winter?“
„Ja. Im Winter kann es hier ziemlich frisch werden.“
Die Zwei gehen ins Bad. Bescheiden eingerichtet. Eine recht große Badewanne. Frei stehend. Das große Waschbecken steht vor einer Spiegelwand.
„Bei Problemen komme ich leicht an die Installation“, erläutert Slavo.
Gelika ist beeindruckt von der praktischen Einstellung Slavos. Diese Einrichtung bedarf keines Schmuckes. Sie ist in das Haus verliebt. Es gefällt ihr. Slavo auch.
Slavo ist kein Muskelprotz. Kräftig, recht schlank und ein sehr guter Handwerker.
„Hier bleib ich, wenn du mich magst.“
„Wir gehen mal in den Stall“, lädt Slavo ein.
Beide gehen in den Stall. Im Stall befindet sich eine Schweinefamilie. Schwarze Schweine. In einem anderen Gatter steht ein Schaf mit einem Lamm.
„Die anderen Tiere sind auf der Weide. Die Zwei muss ich etwas schützen. Es gibt Wölfe bei uns.“
Gelika sieht acht Plätze.
„Wo ist die Weide?“
„Gleich hinter dem Gut. Sie ist recht groß.“
Die Zwei gehen zur Weide. Gelika sieht nichts. Kein Tier. Slavo nimmt sie bei der Hand. Sie gehen ein Stück an den Waldrand. Dort stehen acht prächtige Alpenrinder. Eins ist der Bulle. Der kommt ihnen sofort entgegen gerannt. Gelika wollte Deckung nehmen. Slavo hat sie fest gehalten. Er spürt die feine Hüfte Gelikas. Schön weich. Gut geformt. Gelika lacht. Sie ist kitzlig. Slavo geht mit seinen Händen etwas höher. An den Brustansatz. Er spürt die wunderschönen, Brüste Gelikas. Sofort lässt er locker. Gelika nimmt seine Hände und führt sie auf ihre Brust. Slavo schließt die Augen. Ein Traum überfällt ihn.
Der Bulle ist da. Er geht mit seinen Lippen an Slavos Hand.
„Er küsst mich“, sagt er zu Gelika.
Gelika war zuerst etwas erschrocken. Sie streichelt den Bulle auf der Stirn. Der legt seinen Kopf an Gelikas Oberschenkel.
„Der ist lieb“, sagt sie wieder.
„Zu Frauen“, antwortet Slavo lachend.
„Wir gehen Etwas essen. Danach ist Zimmerstunde.“
Beide gehen zurück zum Gut.
„Eier?“, fragt Slavo.
„Gerne.“
Sie gehen in den Hühnerstall. Dort sind nur wenige Hühner zu sehen.
„Die Anderen haben sich verstreut. Wir schauen mal in die Scheune.“
Im Hühnerstall liegen drei Eier im Holzrost. Die nimmt sich Slavo. Die Hennen gackern aufgeregt bei der Entnahme. Slavo streichelt eine über den Kopf. Schon herrscht Ruhe. Gelika ist fasziniert.
In der Scheune ruft Slavo die Hühner. Sie kommen einzeln heraus. Slavo lockt sie mit Körnern.
„Wir müssen uns jetzt merken, woher die Hühner kommen.“
Gelika glaubt, Ostern sei angebrochen. Beide gehen Eier suchen. Sie kommen auf zehn Stück. Danach stellen sie die Suche ein.
„Was ist mit den anderen Eiern?“
„Das werden unsere Hühner.“
Slavo weiß schon, an welchen Plätzen seine Hühner Eier legen. Das sagt er Gelika noch nicht.
Zurück in der Küche, möchte Slavo wissen, was Gelika von den Eiern kocht.
„Kannst du mir mal etwas Speck abschneiden?“
Slavo geht ins Gewölbe. Er kommt mit Speck und Schinken zurück.
„Reicht das?“
„Für uns sicher. Haben wir auch Kartoffeln?“
„Nur roh. Wir haben Brot.“
Slavo legt ihr das Brot hin. Gelika schneidet das Brot in Würfel und gibt es zum Speck. Beides röstet fein und duftet. Slavo verlässt die Küche. Gelika gibt inzwischen die Eier dazu. Als Slavo zurück kommt, hat er Schnittlauch und Petersilie in der einen Hand. In der anderen, ein Blumensträußchen.
„Dein Willkommensgruß.“
So viel Wärme hat Gelika auf einem Bauerngut nicht erwartet. Sie küsst Slavo auf die Wange. Slavo schneidet schnell die Kräuter. Das Ei ist fertig.
„Das Geschirr ist hier“, sagt Slavo und zeigt Gelika den Geschirrschrank.
„Das ist unbenutzt.“
„Wenn ich allein bin, esse ich aus der Pfanne.“
Beide lachen.
„Wir können auch jetzt aus der Pfanne essen.“
Slavo ist einverstanden. Er holt das Besteck.
Ossimigranten-Fortsetzung-Karin aus Leipzig
Am freien Tag in Bayern, setzt sich Karin ab. Sie möchte jetzt die Alpen erkunden. In ihrer freien Zeit hat sie hunderte Bewerbungen geschrieben. Die möchte Deutschland verlassen. Die Westbesatzer beugen jedes Gesetz. Sie bescheißen ihr eigenes Finanzamt. Ihre eigenen Mitbürger. Sie zahlen nur Löhne mit Schwarzgeld. Nicht ein Lohn ist gebucht. Karin spürt sofort, ihr wird das an der Rente fehlen. Auch an Krankengeld, wenn sie einen Unfall erleidet. Sie fühlt sich machtlos. Wenn sie das anzeigt, bekommt sie eh keine Arbeit mehr in dem Land. Also, kann sie sich dort auch verabschieden. Bei den Kriminellen.
Aus Österreich bekommt sie viel versprechende Angebote. Sogar reguläre. Mit korrekten Abrechnungen. Das wird ihr versprochen.
Sie geht auf eine Alm. In der Nähe von Salzburg. Mit Reitbetrieb. Die Gäste sind Frauen von höheren deutschen Beamten. Sie haben ihre eigenen Pferde. Die stehen dort zur Miete. An den Wochenenden kommen sie meist mit ihren Männern. Unter der Woche mit jüngeren Beschälern. Die Wirtsleute leben von dem Tun. Die Wirtin testet auch gelegentlich die jungen Beschäler. Nicht kostenlos. Für freie Unterkunft mit Halbpension. Um die soll sich Karin kümmern. Ohne Unterwäsche. Im Zimmerservice. Die Wirtin bietet ihr freien Reitunterricht. Sie darf auch Tennis spielen und die Schwimmhalle benutzen. Wohl eher die Sauna mit den Duschen.
Wahrscheinlich sind die Beschäler mit ihrer Hingabe nicht zufrieden. Oder mit ihrer Technik. Nachdem sie einige der Jungen näher kennen lernt, stellt sie fest, es sind Studenten. Sie verdienen sich so das fehlende Geld für ihr Studium. Zukunftspläne kann sie mit so einem Jungen keine schmieden. Die wissen selbst nicht, was sie wollen. Ihre Zukunft ist ungewiss. Das Studium scheint eher ein Zeitvertreib denn ein Bildungsweg zu sein. Offenbar warten die eher auf ein Erbe als auf eine Anstellung.
Sie verdient jetzt etwas mehr. Kost und Logis sind frei. Der Chef kommt trotzdem freihändig an ihrer Zimmertür klopfen. Und nicht nur der. Auch die Chefin. Die Beschäler scheinen mangelhaft zu arbeiten.
Die Chefin und ihre weiblichen Gäste, führen alle stattliche Hunde als Begleiter mit. Männliche Hunde.
Gelegentlich soll Karin bei ihrer Chefin die Wohnung putzen. Wohnung ist wohl eher eine gut gemeinte Bezeichnung für Rumpelkammer. Die Wirtsleute haben wenig Zeit, sich um ihre Wohnung zu kümmern. Bei den vielen Hobbys und Aufgaben, kein Wunder.
Karin kriecht auf allen Vieren, um die unteren Fächer der Schränke und Regale zu putzen. Dabei bespringt sie laufend der Hund von der Chefin. ‚Gewohnheit‘, denkt sich Karin. Das Ergebnis ist schwer zu reinigen. Die Chefin amüsiert sich bei dem Anblick.
„Ich kann ihm das einfach nicht abgewöhnen“, heuchelt sie.
Karin denkt sich ihren Teil. Sie will auch hier weg gehen. Das ist auch nicht der richtige Ort. Obwohl das Geld stimmt. Sie bekommt gelegentlich ein paar Zulagen. Sie kann ihrer Familie etwas Geld schicken. Das muss sie heimlich tun. Das wird überwacht. Sobald sie Geld schickt, bekommt die Familie weniger Sozialhilfe. Offensichtlich soll die Familie nur noch abgelaufene Lebensmittel fressen. Ein Leben lang. Hilfe bekommen sie jedenfalls keine. Dafür reichlich Schikane. Sie müssen sich permanent melden auf dem Amt. Wie sollen sie so Arbeit finden? Neue Kollegen. Neue Freunde. Ein neues Umfeld.
Karin möchte der Familie helfen, das Land zu verlassen. Ihr Bruder und Mama trauen sich nicht. Sie bekommen immer Warnungen vor den Fremden. Aus dem Fernsehen. Von Fremden. Nicht von Freunden.
„Die Euch dort aufhetzen, sind Fremde“, sagt Karin. Es dauert lange, ehe das Mutter begreift.
„Ich kann nicht gehen. Wegen der Rente“, sagt Mama.
„Du bekommst hier doch keine“, antwortet Karin.
„Ich will in der Fremde nicht sterben.“
„Aber unter Fremden? Du hast doch keine Freunde mehr hier. Die sind Alle vertrieben worden.“
Karin braucht lange, um Mama zu überzeugen.
Rolf hilft ihr. Er will auch weg von den Verbrechern.
„Ich will nur unter Menschen leben.“
Karin versucht es auf der Alm.
„Braucht ihr noch zwei Hilfen?“
„Immer. In letzter Zeit haben wir Probleme, Personal zu finden.“
„Ich würde gern meine Mutter und meinen Bruder zu euch bringen.“
„Gerne. Kann deine Mutter mit Wäsche umgehen?“
„Natürlich. Mutter kann die Wäsche auch reparieren.“
„Dann sind sie bei uns richtig.“
„Ein Zimmer habt ihr für die Zwei?“
„Ihr könnt in einem gemeinsamen Zimmer schlafen.“
Das klingt schon mal gut.
„Auf der Alm müssen wir etwas zusammen rücken. In der Zwischensaison sind wir in unserem Reithof im Tal.“
Das klingt wie Musik in Karins Ohren. Jetzt kann sie sogar die kleinen Eskapaden verkraften. Der Familie halber. Vielleicht springt für sie doch ein Partner heraus.
Karin ruft zu Hause an. Die Freude ist groß. Endlich kommen sie weg von den Verbrechern. Helga hat die Möbel und Hinterlassenschaften bei ihrer Schwester deponiert. Die haben ein Bauerngut und reichlich Platz.
Helga braucht wenig Platz für ihre Utensilien. Ihr Hab und Gut passt in zwei kleine Koffer.
Alles rund?
Roggenkloß
In der modernen Küche wird auch Roggen als Grieß oder Farro verkocht. Demnach können wir den Roggen auch als Kloß anbieten. Roggen neigt etwas zur Bitternis. Das ganze Korn oder den Grieß – auch gemischt, werden wir deshalb einweichen. In lauwarmem, leicht gesalzenem Wasser über einen Tag.
Bei rund 25 °C bekommen wir sogar eine leichte Säuerung. Danach kochen wir einen recht festen Brei. Roggen binden wir streng. Mit bis zu drei Eiern pro Kilo und etwas Roggenmehl. Roggen können wir interessant würzen. Anis und Fenchel gemahlen in Maßen, gibt zu Salz und etwas Zucker das richtige Aroma. Die Klöße können in Salzwasser gekocht werden. Natürlich können Sie den Kloß auch mit Speck und Zwiebel anreichern.
Roggenspeckkloß
Wir rösten Speck und Zwiebel an. In der Reihenfolge. Jetzt geben wir unseren eingeweichten Roggengrieß samt Flussigkeit dazu. Gewürzt wird mit Trockenbrühe, etwas Anis, Fenchel, Salz und einer Prise Zucker. Den Brei kochen wir recht fest. Zur Bindung geben wir etwas Roggengrieß und ein Ei dazu. Wer den Roggen im Geschmack etwas harmonisieren möchte, nimmt einfach Weizendunst zum Binden des Kloßes. Der Kloß kann in Wasser gedünstet werden. Dämpfen ist die beste Methode. Der Kloß passt sehr gut zu einer Käsesauce aus herzhaftem Käse. Gorgonzola oder Rotschimmelkäse. Der Kloß kann auch in Butter gebraten und serviert werden. Parmesan ist ein passender Begleiter.
Roggenrosinenkloß
Auch bei diesem Kloß wird Speck und Zwiebel angeröstet. Wir geben unserem eingeweichten Roggengrieß, in Rum eingelegte Rosinen samt Rum dazu. Das kochen wir wieder zu einem sehr festen Brei. Den binden wir nach dem Abkühlen mit einem Ei und Weizengrieß. Dieser Kloß passt sehr gut zu schweren Saucen. Zur süßen Variante, passt eine fruchtige oder Vanillesauce.
Apfelroggenkloß
Wir rösten in Butter etwas Zwiebel zusammen mit Südtiroler Apfel an. Jetzt löschen wir mit unserem eingeweichten Roggengrieß ab. Wir würzen mit etwas Salz, Zimt, Nelken, alles in Pulverform und einer kleinen Prise Zucker. Zum Binden nutzen wir zwei Eier und Weizengrieß. Apfelklöße passen sehr gut zu Gerichten, die bereits teilweise mit Zimt und Nelke gewürzt werden. Natürlich auch zu den üblichen schweren Saucen. Interessant ist dieser Kloß zu Geselchtem.
Roggen-Käsekloß
Speck und Zwiebel werden angebraten. Wir löschen mit eingeweichtem Roggengrieß ab. Den Brei kochen wir sehr fest. Käse in Hobeln oder Stücken können wir erst einarbeiten, wenn der Grießbrei handwarm ist. Wir binden mit einem Ei und Weizendunst. Dieser Kloß kann nur gedämpft werden. Nach dem Abkühlen und Portionieren, kann dieser Kloß auch noch mal gegrillt, gebraten oder Überbacken werden. Braune Butter passt genau so gut wie ein Zwetschgenröster.
Gelika, Karinka und Freunde
„Sag uns bitte die Namen der anderen Genossenschaften. Wir organisieren ein Treffen.“
„Die haben nur Bedenken wegen Absprachen. Die sind verboten.“
„Deswegen seid ihr hier?“
„Genau. Unsere Produkte müssen sich von euren unterscheiden.“
„Wir organisieren ein Treffen“, sagt Slavo noch einmal.
„Goran und Dario müssen das organisieren.“
Die Zwei werden gleich los geschickt. Das Treffen muss ein Erfolg werden. Es geht um den Markt im gesamten slawischen Raum. Sie wollen die Westeuropäer dort verdrängen.
„Deren Produkte werden letztendlich von unseren Arbeitern hergestellt. Wir wollen unsere Arbeiter wieder bei uns zu Hause haben. Ohne unsere Arbeiter, hätten sie die Produkte gar nicht. Die haben uns die Rohstoffe und die Arbeiter gestohlen.“
„Der Wunsch ist unser Traum“, sagt Clara. „Wir sind in letzter Zeit auch stark enttäuscht worden.“
„Warum?“
„Mit der Pandemie haben die Großen bei uns eine Marktreinigung verfolgt. Unsere kleineren Firmen sind alle pleite. Eher, kaputt gemacht worden. Man hat ihnen keine Stützung gezahlt. Nur den Großen.“
„Dann liegen wir mit unserem Plan schon mal richtig. Wir bündeln die kleinen Firmen.“
„Wichtig ist, dass unsere Genossenschaften ihre Autonomie wahren.“
„Das dürfte kein Problem sein. Mit Absprachen. Auch, wenn sie verboten sind.“
„Deswegen sind sie für uns verboten.“
Alle lachen.
„Die großen Konsortien sprechen sich schon ab. Sie teilen sich den Markt untereinander auf“, sagt Clara. Clara muss es wissen. Sie ist ein Bestandteil dieses Systems. Als Familienbetrieb in einer Kette. Jetzt, wo sie fertig sind mit Schulden abtragen, liegen die Geier auf der Lauer. Sie möchten das Anwesen kapern. So billig wie möglich. Alle Mittel werden angewandt. Clara kennt die Personen auf den Gerichten schon mit ihrem Vornamen. Deswegen hat sie ihre Genossenschaft als Pächter eingetragen. Die Hubertus – Genossenschaft ist jetzt mächtig genug. Scheinbar. Mit neuen Partnern von anderen Genossenschaften wachsen die Chancen, dem kriminellen Druck zu widerstehen.
Und dieser Druck wächst täglich. Meist wird in die Lieferkette eingegriffen. Befreundete Genossenschaften werden erpresst und geprüft. Nicht selten kommt es zu Schließungen. Hubertus muss jetzt diese Genossenschaften kaufen. Eher ablösen. Den bedrohten Betrieben werden oft Rechnungen ausgestellt. Phantasierechnungen. Erfundene Rechnungen. Mit allen Konsequenzen. Die werden angesetzt wie Dolchstöße. Regelmäßig. Dazu kommen Bescheide von irgendwelchen neuen Ämtern. Wasser, Hygiene, Werbung und angebliche Verstöße. Abmahnungen sind ein neues Geschäft. Das Alles dient der Erpressung von Schutzgeld. Angeblich – behördlich. Die Genossenschafter wissen jetzt nicht mehr, sind das wirkliche Behörden oder Vereine. Schutzgeldvereine.
Gelika, Karinka und Freunde
Im Hotel angekommen, bewundert Juri und seine Frauen die ländliche Pracht. Nicht glänzend und spiegelnd. Das Foyer hängt voller ländlicher Utensilien. Die Zeugen schwerer Arbeit und bitterer Unterdrückung.
„ Wir haben uns befreit davon. Für einen sehr hohen Preis“, sagt Slavo.
„Meinst du eure Sexkanäle?“
„Kennst du die?“
„Aber sicher. Schön. Sehr schön.“
„Du bist doch nicht etwa zahlendes Mitglied?“
„Ich weniger. Aber meine Frau. Kamila.“
„Ich bin überrascht.“
„Ich bin zu oft unterwegs. Sie sagt, euer Programm hilft ihr.“
„Bringe sie doch morgen mal mit.“
„Ich weiß nicht. Sie schämt sich etwas.“
„Etela kann sie zu Hause abholen.“
„Etela kenne ich mittlerweile sehr gut. Von den Filmen.“
Alex hatte bereits angedeutet, mit Juri etwas vorsichtig zu sein. Er hat Bewerbungen von ihm gefunden. Europa- und weltweit. Slavo weiß das. Er zeigt Juri nicht die Filmstudios im Hotel und auf der Alm. Wobei jetzt alle Studios im Hotel eingerichtet sind. Auch die Sauna mit den zwei Whirlpools. Auf ein Hallenbad haben die Mitglieder verzichtet. Das wäre ihnen zu teuer gekommen. Ein Hallenbad widerspricht auch ihrer Auffassung von Naturverbundenheit. Neben der Alm gibt es ohnehin einen See. Im Winter können die Gäste in der Sauna und im Whirlpool sitzen. Das reicht allemal. See, Schnee, Regen, Duschen und Whirlpool sind einfach zu viel Wasserangebot. Das muss nicht sein.
„Wir sind in den Bergen“, hat Slavo gesagt.
„Wir baden in Kräutern, guter Luft, Milch und Butter.“ Alle Mitglieder finden die Argumentation Slavos in Ordnung und passend.
Bei Juri sind sich die Mitglieder nicht sicher, ob er ihre Tätigkeiten angreift. Etela und Clara werden versuchen, ihn über Kamila zu gewinnen. Vielleicht geht er zusammen mit den Frauen zur Hubertus – Genossenschaft. Ausgeschlossen werden kann das nicht. Obwohl er nicht unbedingt gebraucht wird. Petr ist fähiger als Juri. Und sehr gut eingearbeitet.
Juri ist sich dessen bewusst. Er sieht keinen Platz für sich und seine Fähigkeiten. Es sei denn, Tim bräuchte Unterstützung bei der Konservierung.
Dort wäre ein Platz frei. In der Forschung. Neue Methoden. Slavo spricht mit ihm darüber. Juri zeigt erst mal keine Reaktion. Sein Kopf arbeitet noch.
Die Hubertusmitglieder machen eh schon alles richtig. Sie Trocknen, Kandieren und Salzen. Damit ist auch das Trockenwerk im Ort ausgelastet. Gefrierkost wäre in der Produktion und Lagerung zu teuer für sie. Dosenkonserven zu produzieren, ist noch möglich. Vor allem Fleischkonserven. Die Produktion würde Juri in den Ort verlegen. Nicht auf die Alm. In der Beziehung bietet Juri einschlägige Erfahrungen. Auch seine Schwestern. Die möchte er als Kollegen nicht vermissen. Zumal sie ihm täglich, optisch sehr verwöhnen. Mit ihrer Schönheit. Genau auf diese Schönheit ist aber auch Etela verrückt. Clara ebenso. Seit dem Verlust von Hubertus, lässt sich Clara von Etela trösten. Etela lässt dafür Jarosch etwas warten. Jarosch hat aber genug Freunde für den Übergang. Außerdem hilft er gelegentlich Etela beim Trösten von Clara. Jarosch liebt Clara immer noch. Wie Etela. Die Drei sind ein Team. Niemals würden sie auseinander gehen.
Der kommende Tag beginnt sehr früh im Hotel. Auch auf der Alm. Juri kommt mit Kamila gefahren. Kamila will sich die Zimmer und die Filmstudios ansehen. Zu der Zeit dreht gerade Nadja. Sie hat ihre Finger tief in Renata vergraben. Kamila rollt mit den Augen. Alex wollte erst die Aufnahme abbrechen. Er hat sich aber anders entschieden. Alex nimmt sonst nicht live auf. Er schneidet eher das Ergebnis. Live läuft das Programm bereits im Netz.
Kamila scheint begeistert.
„Gibt es noch mehr Studios bei euch?“
„Aber sicher. Im Nebenzimmer.“
Juri schlendert derweil durch die Küchenräume. Er zieht Proben. Petr bemerkt das. Er ruft Slavo an.
„Petr zieht Proben in der Küche und im Kühlhaus.“
„Wo ist Kamila?“
„Die ist oben in den Studios.“
„Vorsicht. Die Zwei wollen uns Probleme bereiten.“
„Ich rufe Alex. Der muss mal die Weiterleitung vom Funknetz abstellen.“
Gesagt – getan. Alex hat gleich reagiert. Kurze Zeit darauf, versucht Juri anzurufen. Auch Kamila. Es funktioniert nicht. Sie gehen vor die Tür. Dort wartet schon Slavo. Nicht allein. Tim, Nico, Dario und Alois sind auch da. Sie greifen Juri und Kamila. Sie durchsuchen deren Handys.
„Sind Aufnahmen dabei?“
Slavo ruft gleich die örtliche Polizei. Die kommt sofort.
„Die Zwei hier spionieren bei uns. Wir wissen nicht für wen. Die Handys sind voller Aufnahmen. In der Tasche hat Juri – Proben unserer Produkte. Wir wollen den Auftrag sehen, der Juri dazu berechtigt.“
Fedor, der Hauptmann, hält die Zwei auf. Er möchte deren Tascheninhalte sehen. Sie gehen zusammen ins Büro. Juri möchte sich nicht durchsuchen lassen. Er droht mit seinem Anwalt.
Wegen der Proben ohne Genehmigung, zeigt Slavo ihn wegen Diebstahl an. Kamila natürlich auch. Damit kann Fedor sie verhaften und einsperren. Vorläufig. Ihr Anwalt wird sie bald wieder rausholen.
Juri kann keinen Auftrag nachweisen. Slavo telefoniert gleich mit der Behörde.
„Wir haben ihn nicht geschickt“, ist die Antwort. Jetzt bliebe eigentlich nur ein strenges Verhör. Juri wird aber nichts sagen. Da ist sich Slavo sicher. Fedor probiert es trotzdem. Er droht Juri mit strengen Konsequenzen. Es geht nicht nur um Diebstahl. Es geht um Spionage. Und dafür sieht das Gesetz schon recht strenge Antworten vor.
Juri gesteht. Wegen seiner Frauen. Die haben auf ihn eingeredet.
„Mich haben Genossenschaften geschickt, die mit euch kooperieren möchten.“
Das glaubt ihm Keiner.
„Ruft mal hier an“, sagt Juri. Er zeigt Slavo eine Telefonnummer. Clara geht mit der Nummer zu Alex. Der soll mal heraus finden, zu wem die gehört. Mit den anderen Nummern auf Juris Handy tut er das Gleiche. Juri wehrt sich nicht mehr.
„Alles Genossenschaften“, sagt Alex. „Einige kenne ich. Die haben mir schon Emails geschrieben.“
„Wir können Juri und Kamila wider gehen lassen. Sie sind auf Erkundungstour.“
„Meine Auftraggeber wollen nur wissen, welche Produkte sie herstellen können. Sie wollen Konkurrenz vermeiden.“
„Das hört sich recht gut an“, entgegnet Slavo. Clara ist begeistert.
Auszug Karinka und Freunde
Das Gespräch scheint sich zu lohnen. Die jungen Frauen überlegen, ob sie nicht gemeinsam übertreten. Die berufliche Enttäuschung scheint riesengroß zu sein. Vor allem, für junge Leute. Die haben sich für das Leben etwas mehr vorgenommen als sie bekommen.
Etela lädt die jungen Damen zu einem Gespräch ein. Ihr Chef, der Doktor, ist davon nicht begeistert. Er redet heimlich auf die Frauen ein. Dabei spart er nicht mit Verleumdungen und Lügen. Das scheint an den Frauen abzuprallen. Die wissen bereits, was sie wollen. Sie wollen weg von ihm und den grausamen Arbeitsbedingungen. Letztendlich gehen sie bei dem Doktor auf den Strich. Und das ohne irgend ein wirtschaftlich – positives Ergebnis. Ihre Situation würde sich in Richtung – Freiheit verbessern.
Dem Doktor passt das nicht. Er will die Ergebnisse der Kontrolle manipulieren. Er schreibt die Genossenschaft und die Produkte schlecht. Um seine Damen zu behalten. Slavo bemerkt das.
„Möchten sie das Protokoll so abgeben?“
„Sie müssen noch unterschreiben.“
Clara und Hannes können wenig helfen. Das Gespräch findet in Slowakisch statt. Etela mischt sich ein. Und nicht nur sie. Auch die vier Schwestern. Juri, der Doktor, sieht seinen Fehler teilweise ein. Die maßgeblichen Beurteilungen will er aber stehen lassen. Jetzt mischt sich Petr ein.
„Wenn du das so lässt, werde ich klagen.“
Er spricht Juri mit Du an. Beide haben an der gleichen Uni studiert. Sie kennen sich. Vom Sehen her. Petr könnte jetzt schnell recherchieren. Ob er Ungereimtheiten bei Juri findet. Er droht das versteckt an. Juri bemerkt das.
„Der Betrieb ist in Ordnung“, schreibt er in sein neues Protokoll. „Keine Verstöße festgestellt.“
„Waren sie schon in unserem Restaurant im Ort?“
„Das kommt morgen dran.“
„Wir hätten schon heute mit ihnen gerechnet. Zur Neueröffnung.“
„Wir lassen uns immer ein paar Tage – Zeit. Wegen der Gebrauchsspuren. So vermeiden wir auch Hektik bei dir.“
„Die hat es gegeben. Die Eröffnung war gut besucht. Auch von den Vertretern der Gemeinde.“
Juri scheint etwas vorsichtig zu werden. Er kommt aus Piesok. Und sein Amt ist der Gemeinde unterstellt. Er ahnt Schlimmes.
„Ich schreibe die Berichte neu“, deutet er an.
„Wir freuen uns darüber. Trotzdem will ich die Berichte sehen, bevor die dein Amt verlassen.“
„Die musst du so und so unterschreiben.“
Mit einem Mal wird er zutraulich.
„Wollt ihr bei uns eine Mahlzeit mit einnehmen?“
„Das wäre ja der beste Beleg. Wenn wir morgen noch leben.“
Alle lachen über die Bemerkung von Juri. Langsam scheint er sich zu besinnen.
„Wir stehen hier für unser Land, für unsere Arbeit und für unsere Produkte“, sagt Slavo eindringlich. „Ihr müsst uns helfen – nicht bekämpfen. Vor allem nicht mit fremden Gesetzen. Unsere Hygienegesetz war viel besser als das aus Europa.“
Juri scheint das einzusehen. Er wird wesentlich freundlicher. Seine Schwestern wird er trotzdem los. Die wollen auf der Alm anfangen. Mit den Schwestern werden sich auch deren Freunde auf der Alm einfinden. Falls sie Freunde haben. Die Kräfte werden alle gebraucht. Auch im Hotel in Piesok.
„Wir haben auch Proben für künftige Produkte hergestellt. Willst du die untersuchen?“
„Gerne. Ihr könnt mir Proben mitgeben.“
„Ich kann auch die Laborergebnisse von Petr mit dazu geben. Kopien. Die Originale brauchen wir noch.“
„Das macht es uns einfacher.“
„Die neuen Regeln verpflichten uns. Nicht die EU. Wir stehen in Haftung.“
„So in etwa, sehe ich das auch. Das macht es zu kompliziert. Wir haben nur noch Unterschriften zu geben. Das sind Scheinunterschriften.“
„Die Kontrolle ist Vergangenheit“, sagt Slavo. Petr nickt.
„Es gibt seitens der EU kein gesellschaftliches Interesse, die Bevölkerung zu schützen. Das ist wie Selbstbedienung unter Verbrechern.“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Ich untersuche unsere Produkte. Die Ergebnisse sind die Grundlage für die Genehmigung unserer Produkte. Damit bin ich Bock und Gärtner.“
„Täter und Polizei in einer Person. Das ist nicht mehr witzig.“
„Wir können auch heute noch das Restaurant besuchen.“
„Ich nehme an.“
Die Frauen freuen sich auf die Kutschenfahrt. Tim hat ihnen etwas Tee und Slivovic mit gegeben. Auch eigenes Brot und Kaminwurzen.
Kaminwurzen von Rind und Lamm sind die Spezialität auf der Hubertusalm. Tim plant die auch von Hirsch, Esel und Lama. Gelegentlich verletzt sich auch ein Lama. Eigentlich wollen die Frauen daraus Wolle herstellen. Im Moment gelingt ihnen das noch nicht. Sie benötigen Hilfe auf diesem Gebiet. Das nehmen sie sich aber für die Zukunft vor. Bisher stellen sie aus der Wolle kleine Teppiche und Vorleger her. Geknüpft. Die Knüpferei haben sie von türkischen Freunden gelernt.
Im Hotel angekommen, bewundert Juri und seine Frauen die ländliche Pracht. Nicht glänzend und spiegelnd. Das Foyer hängt voller ländlicher Utensilien. Die Zeugen schwerer Arbeit und bitterer Unterdrückung.
„ Wir haben uns befreit davon. Für einen sehr hohen Preis“, sagt Slavo.
„Meinst du eure Sexkanäle?“
„Kennst du die?“
„Aber sicher. Schön. Sehr schön.“
„Du bist doch nicht etwa zahlendes Mitglied?“
„Ich weniger. Aber meine Frau. Kamila.“
„Ich bin überrascht.“
Gelika, Karinka und Freunde – Leseprobe
Durch den Vinschger Stau dauert die Anreise etwas länger als geplant. Das Chaos um Bozen ist eingerechnet.
Goran kommt fast zwei Stunden zu spät. Waltraut wärmt das Essen auf. Genau das, was Gelika bekam, bekommt Clara auch. Kalbshaxe. Geschmort. Ein Genuss. Clara weiß, die Haxe ist aufgewärmt. Das schmeckt ihr um so besser. Sauce und Fleisch, ein Geschmack.
Angelika ist nicht zu Hause. Hannes geht zu Clara ins Zimmer.
„Brauchst Du Trost?“
„Eigentlich schon.“
„Willst du vorher duschen?“
„Gerne. Eine Massage tät mir gut. Vielleicht komme ich auf andre Gedanken. Vor dem Schlaf.“
„Gerne. Andere Gedanken brauchst du jetzt. Dringend.“
Hannes folgt Clara in die Dusche.
„Ich wasche dich.“
Clara lässt sich Alles gefallen. Wehrlos. Fast regungslos. Unbeteiligt. Hannes lässt nicht locker. Es wirkt. Erlösend. Clara lacht sogar.
Etwas überreizt ist sie. Hannes spürt das.
„Willst du heute noch auf der Alm ankommen?“
„Das wäre mir am liebsten.“
„Wir ruhen etwas und dann fahren wir los.“
Clara fühlt sich erleichtert. Frisch.
„Wir können gleich fahren.“
Goran geht zu Waltraut. Er erklärt ihr Alles. Waltraut weint.
„So ein guter Junge.“ Sie redet von Hubertus.
Hubertus hat sie geliebt wie Hannes.
„Er war sehr fleißig“, schluchzt sie. Die Tränen fließen. Hannes streichelt sie liebevoll.
„Wir wollen gleich los. Auf der Alm haben sie Hubertus ein Denkmal geschnitzt. Die Alm heißt jetzt Hubertusalm.“
„Das hat Hubertus wirklich verdient.“
Clara kommt bereits herunter. Waltraut geht zu ihr. Sie streichelt Clara. Die Hände Waltrauts scheinen Wunder zu wirken. Clara lächelt leicht.
„Ich schaff das schon. Hubertus hat auch an mich gedacht. An uns Alle. Er hat von dir und deiner Liebe geschwärmt. Von Hannes, Tom und eurem Engagement für Gelika.“
Der Abschied ist herzlich. Waltraut wird selbstverständlich zur Feier eingeladen.
„Du kannst auch gleich mitfahren“, bietet ihr Goran an. Einen recht langen Augenblick scheint Waltraut abwesend.
„Ich fahre sofort mit.“
Hannes rollt mit den Augen.
„Soll ich hier allein bleiben?“
„Einer muss sich um unsere Gäste kümmern.“
Die Abnabelung scheint Hannes gut zu tun. Endlich kann er machen, was er will. Waltraut wirkt irgendwie auch erleichtert. Sehr erleichtert. „Endlich ein Urlaub“, stöhnt sie.
„Auf der Alm – Urlaub“, fragt Goran und lächelt verschmitzt. Waltraut wird das schon als Urlaub empfinden. Der Kontakt mit Gästen ist sehr aufreibend. Aufwühlend. Er bereitet sehr oft schlaflose Nächte. Waltraut kann auch irgendwie das Deutsch nicht mehr erhören. Die aufdringlichen Fragen. Fast schon kindische Fragen. Und das pausenlos. Die verstopften Toiletten nach Damenbesuchen. Sie war schon dutzende Male kurz vor dem Brechreiz.
Regelmäßig zu jeder Saison. Manchmal fragt sie sich, wie sie das die vielen Jahre aushalten konnte. Spurlos ist das an ihr nicht vorbei gegangen. Nach jeder Saison mussten sie neu bauen. Die Gäste machen einfach zu viel kaputt. Rücksichtslos. Fast vorsätzlich wirkend.
Goran lässt den Lastwagen warm laufen. Das dauert etwas. Waltraut kommt nach recht kurzer Zeit mit der gepackten Tasche. Alle applaudieren.
Gelika, Karinka und Freunde – Korrekturlesen
„Wir bauen dir ein schönes Zimmer“, haben sie ihm versprochen.
Alois würde am liebsten seine Tiere mitbringen. Goran ist bereits am Überlegen. Eine Kuh ist trächtig. Aktuell wäre es ein Fehler, die Familie auseinander zu bringen.
„Die fahren wir später auf die Alm.“
Alois hat aber keinen Nachbarn, der ihm die Tiere pflegt. Gita könnte das mit übernehmen. Wenn sie bei Clara bleibt. Sie sprechen das am Telefon ab. Gita ist einverstanden.
Langsam entsteht der Eindruck, Alois will mit seinen Tieren auswandern. Entweder ist er enttäuscht von der heimischen Agrarpolitik oder von der Klärung des Schadens seitens der Regierung. Vielleicht auch von Beidem.
Gita ist stolz auf Alois.
Clara versucht ihm, so gut sie kann, zu helfen. Alois hat sie immerhin viele Jahre mit sehr guten Rohstoffen versorgt. Und das möchte sie ihm danken. Ganz uneigennützig ist sie nicht. Sie hofft auf die gleich – guten Produkte aus der Slowakei.
Nico freut sich bereits für die tatkräftige Unterstützung. Er schien zeitweise etwas überfordert. Trotzdem ihm Jarosch tatkräftig half. Vor allem bei Geburten und der Nachwuchsbetreuung. Zum Glück ist jetzt Petr da. Petr kennt sich gut aus. Nico ist ihm nicht routiniert genug dafür. Jarosch kann das gar nicht. Er steht oft da, wie eine blinde Kuh vor einem offenen Tor. Auf der Weide und bei der Bedienung der Technik, sind Beide vorbildlich. Keiner könnte ihnen dort etwas vormachen.
Die Frauen auf der Alm freuen sich auf Alois. Offensichtlich kennen sie ihn schon. Die Kolleginnen, welche schon länger bei Clara sind. Denn bevor Gita heiratete, war Alois oft auf Besuch. Vor allem, wenn er zu Clara, Lieferungen brachte. Gita hatte schon damals gewusst, wie begehrt Alois unter ihren Kolleginnen ist. Vor allem, bei Etela. Und wenn Etela die Qualitäten von Alois kannte, kannten die auch ihre Kolleginnen.
Das Filmstudio auf der Alm ist fertig eingerichtet. Alle haben das schon ausprobiert. Die Filme sind bei Clara. Gita hat sie sich angesehen. Die wollen sie Alois vorführen. Gita soll ihn holen.
„Ich könnte einen Laptop auch mit zu Alois nehmen.“
„Wir wollen doch wissen, ob Alois fotogen ist.“
Beide lachen.
„Ich versuche mein Bestes.“
Gita fährt los. Alois ist einverstanden, geholt zu werden. Bei der Rückkehr wird Alois von Clara küssend empfangen. Gita wird schon lange nicht mehr eifersüchtig. Etelas Erziehung wirkt. Nachhaltig.
„Dann kannst du ja morgen mit Goran fahren. Wollt ihr noch eine Nacht zusammen sein?“
„Gerne“, sagt Gita. „Mit allem Komfort.“
Clara versteht, was Gita meint. Sie ruft Hubertus.
Er soll den Zweien ihr Zimmer zeigen.
„Ist das mit Kamera oder ohne“, fragt Alois.
„Mit. Wir wollen doch sehen, was du für eine Figur abgibst.“
„Ich bin da aber ziemlich aufgeregt.“
„Wie wirkt das denn bei dir?“
„Frag Gita. Die weiß das.“
„Aufgeregt, braucht er zehn Sekunden länger.“