Ossimigranten – Karin

Karin fackelt nicht lange. Sie zieht sich aus und springt ins Wasser. Loisl würde ihr sofort folgen. Aber als echter Almbewohner, scheut er sich etwas vor Wasser in der Form.

„Komm rein“,, ruft Karin. „Ich habe nichts an.“

Loisl geht gerade der James Bond – Film: „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ durch den Kopf, als Francoise Therry in Person – Haschmich, ihn zum Baden einlud. Ähnlich des James Bond, wird auch Loisl unsanft geweckt. Erna steht nicht hinter ihm. Aber zwei Hausgäste.

„Können sie uns mit auf die Alm nehmen?“

Im Nu verwandelt sich seine Hose in ein Grab.

„Wenn Karin fertig ist, gerne. Komfortabel ist es aber nicht bei mir.“

Den zwei Hausgästen ist das egal. Die sind fertig mit ihrem Wandertraum.

„Wir haben über die Alm geschaut und leicht die echten Entfernungen unterschätzt.“

„Sie sind nicht die Ersten.“

Loisl‘s Quad ist aber für den Transport bestens geeignet.

Karin scheint keine Hemmungen zu haben, nackt aus dem Wasser zu steigen.

„Das Wasser ist gut. Der Teich auch. Ein feiner Platz.“

Loisl hilft ihr beim Abtrocknen. Karin nutzt ihr Nicki dafür. Die Windbluse reicht für die Rückfahrt. Erna fällt fast aus den Wolken beim Anblick Karins. Die Anwesenheit der Gäste verhindert einen Wutausbruch. Der innere Zorn ist trotzdem sichtbar.

„Das Abendessen beginnt neunzehn Uhr“, sagt sie recht schroff.

Karin senkt den Kopf etwas. Obwohl sie an dem Umstand keinerlei Schuld verspürt.

Ihre Familie ist schon auf dem Zimmer.

„Wo warst du?“, fragt Helga.

„Baden. Wir haben einen sehr schönen Weiher.“

Die gesamte Familie ist interessiert.

„Es gibt sogar Karpfen hier.“

Das scheint die Nachricht für die totale Begeisterung zu sein. Es fehlt an Nichts.

Rolf muss mit Egon noch einmal in die Werkstatt. Der Balkenmäher benötigt eine Reparatur. Loisl geht mit. Er will sich das anschauen. Dabei fällt ein sehr wichtiges Wort Loisl‘s.

„Ich würde euch gern für immer hier sehen. Im Ort habe ich ein Häuschen. Das gebe ich euch.“

„Gekauft?“, fragt Egon.

„Gern. Ich mach euch einen guten Preis.“

„Können wir das Haus sehen?“

„Wir fahren morgen zusammen da hin.“

Die Nachricht schlägt ein wie ein Blitz. Die Zwei können es kaum glauben. Alle dachten, sie müssen weiter ziehen, um einen Wohnsitz zu finden. Ausgerechnet Loisl scheint die Erfüllung zu sein.

Loisl macht das aber nicht ohne Hintergedanken. Er spekuliert etwas auf Karin.

Karin ihrerseits, hat aber bei den Wochenendgästen, Kontakte geknüpft. Mit hübschen jungen Männern der Gegend. Das verrät sie aber nicht. Loisl würde vielleicht das Arbeitsverhältnis beenden. Befürchtet sie.

Gleichzeitig möchte sie aber der Familie den Platz nicht verderben.

Nach der Reparatur, kommen die zwei wieder ins Zimmer. Sie offenbaren das Angebot Loisl‘s.

Die Freude ist riesig. Helga hingegen, spricht in etwa die gleichen Gedanken aus, die Karin hat. Das Wort – Harem macht die Runde. Helga vermutet, Loisl möchte sich einen Harem aufbauen.

Am kommenden Morgen wird den Frauen aber klar, sie haben sich teilweise geirrt. Loisl spekuliert auf etwas Anders. Sein Sohn kommt in ein paar Tagen zu den Semesterferien. Er möchte die Zwei verkuppeln. Lutz soll der Nachfolger werden. Und Karin wäre dafür die passende Frau. Und seine Geliebte. Denkt er.

Alles in Familie und dazu, kurze Wege.

Ossimigranten – Karin

Das Cover ist übrigens vom Weiher in Rabland

Mit der Saison, kommt natürlich auch das schöne Wetter. Karin nutzt das Wetter zum Sonnenbaden. Am liebsten wäre ihr FKK. FKK war in der DDR der Ausdruck für Freikörperkultur. Sprich, für das Baden ohne Klamotten. Nackt. In der DDR war das ziemlich beliebt. Dem FKK konnte man an allen Orten nachgehen. Also auch an Binnenseen, Badeteichen und auf dem Balkon. Öffentliches Ärgernis erregte das in der DDR kaum. Eher Neugierde.

Karin ging sehr oft an einen alten Tagebau, der zu einem stattlichen Badesee umgebaut wurde. Dort konnte sie natürlich mit ihren Freunden zusammen, nackt baden. Nackt Baden ist natürlich die Werbung um einen Partner mittels unverpackter, unveränderter Tatsachen. Die Jugend nutzt die Gelegenheit, sich auf diese Art einen Partner zu suchen. Bevor sich der Jugendliche einer geschminkten, praktisch verborgenen Partnerschaft anschloss, war ihm das auf alle Fälle lieber. Die Katze war nicht im Sack. Sie stand in voller Blüte vor dem Interessenten. Mit Narben, blauen Flecken und anderen kleinen Gebrechlichkeiten. Nichts ließ sich verbergen. Vor allem dann nicht, wenn der betreffende Körper von einer wunderschönen Proportion gesegnet war. Karin gehörte zu den Glücklichen. Bis jetzt durfte sie feststellen, bringt das nicht nur Vorteile. Im Gegenteil. Das ist die Ursache übelster Erpressungsversuche und Belästigungen. Bei der Auswertung des bisherigen Lebens, ergaben sich genau zwei Wege für Karin. Entweder als Arbeiterin oder als Nutte das weitere Leben gestalten. Nutte ist zwar ein recht einfacher Weg. Aber leider in Abhängigkeit. Karin weiß, die zweite Möglichkeit ist zwar auch eine Form der Abhängigkeit, aber eine mit Fluchtkorridoren.

„Gibt es bei uns hier Bademöglichkeiten?“, fragt sie Loisl. Loisl bekommt sofort spitze Ohren bei der Frage.

„Aber natürlich. Wir haben einen kleinen Weiher.“

In Trockenzeiten nutzt Loisl den Weiher als Wasserreserve. Sein Papa hat den Weiher angelegt. Darin hat er auch ein paar Fische ausgesetzt. Graskarpfen. Die sollen das Wuchern diverser Gräser verhindern. Bisher scheint das gut zu funktionieren.

„Kann ich den Weiher sehen?“

„Wir fahren gleich mal hin in der Pause.“

Mit der Pause meint er die Zeit nach den Gästeaufkommen. Sprich, zum Feierabend. Die Alm hat bis siebzehn Uhr geöffnet. Ab dann, bedienen sie nur noch Hausgäste. Der Lift wird abgestellt. Der Lift hilft der Familie, die gesetzlichen Arbeitszeiten einzuhalten. Polizeistunde per Lift. Ein Massenlager hilft den Wirtsleuten, Verirrten eine Notunterkunft zustellen. Verirrte sind Diejenigen, die den letzten Lift verpassen. Zu Fuß von der Alm zu kommen, ist nahezu unmöglich.

Loisl und Karin sind am Weiher angekommen. Loisl scheint gleich Lust zu bekommen. Der Weiher ist tatsächlich ziemlich versteckt. Trotzdem hören die Zwei – Stimmen. Karin fällt ein Stein vom Herzen. Obwohl sie Loisl an sich mag. Ihr gefällt seine einfache, direkte Art. Sie kann sich bei Loisl keine Geheimnisse vorstellen.

„Das ist unser Bad. Sonnen kann man hier sehr gut. Es gibt aber Mücken hier.“

Karin bemerkt Loisl‘s Begeisterung.

„Wir baden immer FKK. Das scheint ein guter Platz dafür zu sein.“

„Was ist FKK?“

„Nacktbaden.“

Loisl dreht fast durch bei der Vorstellung.

„Das Wasser ist aber ziemlich frisch hier.“

„Um so besser“, gesteht Karin.

Loisl gehen gerade die Eindrücke durch den Kopf, die kaltes Wasser auf Frauenbrüsten erzeugen.