„Soweit ich kann, schon. Aber du trainierst ja neuerdings Dinge, die mir zu spektakulär sind.“
„Meinst du damit unser Eis- und Wasserbergsteigen?“
„Ja. Das ist auch ziemlich teuer.“
„Der Witz ist, dafür bekomme ich sogar viele Sponsoren.“
„Merke dir bitte Eins, mein Sohn: Je mehr Sponsoren, desto gefährlicher dein Anliegen.“
„Das scheint irgendwie dazu zu gehören.“
„Es steckt auch etwas Euphorie drin. Zu viel denke ich.“
„Warum zu viel?“
„Das macht etwas unvorsichtig und fördert die Risikobereitschaft.“
„Du meinst, ich renne dem falschen Ruhm hinterher?“
„Ja, sicher. Mit wem willst du das denn machen?“
„Ich kenne da zwei Paare. Die klettern gemeinsam recht anspruchsvoll. Du müsstest sie auch kennen.“
„Du meinst doch nicht etwa Günter und Karin?“
„Ja schon. Auch Werner und Beate.“
„Ja gut. Aber die sind doch nicht deine Liga.“
„Wie meinst du das?“
„Die klettern aus langer Weile. Sie leben von dem Geld ihrer Eltern.“
„Was stört dich dabei? Du bist doch nicht etwa neidisch?“
„Wenn ihr irgendwelchen Ruhm dabei erntet, ziehen die den an sich. Du gehst da leer aus. Die haben die Beziehungen, die du niemals haben wirst.“
„Von der Seite habe ich das noch nie betrachtet. Du könntest Recht haben. Ich frage sie.“
„Macht einen Vertrag und vereinbart die gerechte Teilung der Einnahmen und Ausgaben.“
„Du meinst, Alles durch Fünf?“
„Genau. Lass mich jetzt bitte etwas ruhen.“
Rolf geht in die Küche. Mama Sigi ist nicht hier. Sieglinde arbeitet im zweiten Kinderzimmer. In einem Zweitberuf. Posamentensticker in Heimarbeit. Im ersten Beruf arbeitet sie in der Brauerei im Büro. Bei der Andreas, Fahrer ist. Mit der Posamentenstickerei verdient sie das Wirtschaftsgeld der Familie. Und das wird zunehmend mehr. Wegen der angeblich steigenden Kosten. Sie hat Rolf nie Vorwürfe gemacht wegen seiner Arbeitslosigkeit. Sie kennt das zur Genüge. Auch von Andreas. Sie findet nur Eins seltsam. Ihre zwei Männer sind öfter von Arbeitslosigkeit betroffen als sie. Die Stelle als Fahrer bei der Brauerei hat sie Andreas verschafft. Mit reichlich körperlichem Einsatz in der Chefetage. Zusammen mit ihren zwei Kolleginnen. Die haben ihr gelernt, wie das funktioniert. Ihre Ehemänner dürfen davon nichts wissen. Gott bewahre. Das wäre eine Sünde und würde sich blitzschnell im Ort herum sprechen.