Der Wasserfall von Partschins

Ich war heute mal Oben und habe uns ein Foto mitgebracht.

„Rechts neben dem Wasserfall ist der beste Weg“, sagt Beate.

„Wir müssen aber mindestens einmal queren“, antwortet Werner.

Er zeigt auf die Stelle. Rechts sind sie durch Überhänge relativ gut vor Steinschlägen geschützt. Etwas höher, gibt es dort keine schützenden Überhänge mehr. Deswegen schlägt Werner die Querung vor. Die Querung selbst, ist aber auch Steinschlägen ausgesetzt. Da liegt auch die Gefahr. Günter macht darauf aufmerksam. Er sieht rechts weniger Gefahren, wenn sie dort bleiben. Günter gewinnt. Seine Argumente scheinen überzeugender. Die Gruppe möchte also rechts neben dem Wasserfall aufsteigen. Sie kalkulieren mit einem Tag für den Aufstieg. Es soll ziemlich früh losgehen. Ihre Gastgeberfamilie ahnt das Vorhaben. Die Gruppe hat das Frühstück abbestellt. Dafür haben sie aber abends reichlich eingepackt. Marianne, die Gastgeberin, hat ihren Mann – Gustl informiert. Gustl steht in der Küche und packt das Bestellte.

„Wollen Sie morgen wandern?“, fragt Marianne die Gruppe.

„Ja“, antwortet Karin ziemlich sparsam.

„Wo soll es denn hingehen. Kann ich helfen?“

„Wir wollen den Wandersteig entlang gehen.“

„Sie können auch mit der Seilbahn den Höhenweg erreichen.“

„Kommen wir da auch ohne Seilbahn ran?“

„Ja. Über den Steig Sieben und Sieben A.“

Gustl drückt ihnen die Wanderkarte in die Hand.

„Die leihe ich ihnen.“

Die Fünf bedanken sich und ziehen ab. Gustl und auch Marianne schauen ihnen hinterher.

„Ich bin mir nicht sicher, ob die wirklich den Steig Sieben nehmen“, sagt Gustl. „Die haben Schellen, Seile und Heringe mit. Und nicht nur das.“

„Soll ich mal die Gemeinde anrufen?“

„Ich rufe Friedl an. Der mobilisiert seine Männer.“

„Wir sollten aber vorerst nur ein oder zwei Beobachter schicken.“

„Wir setzen uns auf die Terrasse vorm Gasthaus.“

„Trink nix. Wenn du noch in den Berg musst.“

„Versprochen.“

Schon am kommenden Morgen setzt sich Friedl auf die Terrasse von Gasthaus Wasserfall. Er hört Stimmen. Rufe. Auch metallische Klänge von Hämmern. Die kommen ihm bekannt vor. Neben ihm nimmt Toni Platz. Zusammen mit Monika. Die Zwei haben vom Aschbach aus das Tun der Fünf beobachtet. Der Volksmund hat sie neugierig gemacht. Die Zwei arbeiten jetzt als Lokalreporter. Auch als Versicherungsvertreter. Und immer noch als freie Detektive für Versicherungen. Selbstständig. Monika geht natürlich noch ihrer Tätigkeit als Hüttenwirt nach. Zum Glück gehört die Hütte ihrer Familie. Die Pacht könnte sie unmöglich aufbringen. Die Gästezahlen lassen nach. Man redet von Pandemie und Schließungen. Auch von Impfpflicht und unmöglichen Drohungen.

In der Hütte ist das kaum zu spüren. Die werden selten kontrolliert. Die Einheimischen wissen das. Es gibt reichlich Möglichkeiten, sich rechtzeitig zu verdrücken. Eine Art – Frühwarnsystem.

Die Zwei sind mit dem Motorrad zum Gasthaus gefahren.

„Eine recht anspruchsvolle Tour“, sagt Toni zu Friedl. Friedl nickt stumm. Die Auffahrt ist schon recht steil. Fünfundzwanzig Prozent. Die Einheimischen benutzen lieber das Auto für ihre Wege. Mit dem Zweirad ist das sehr gefährlich. Vor allem bei Niederschlägen. In den Rinnsalen sammelt sich reichlich Kies neben Pflanzenresten. Die Mischung lädt gern junge Leute aus dem Ort zum motorisierten Geländesport ein. Toni ist zwar nicht mehr der Jüngste, fährt aber gern diese Wege. Monika auch. Als Sozius bei Toni.

Friedl ist gespannt, was da passiert.

„Die wollen doch nicht etwa den Wasserfall hoch klettern.“

„Das ist der ganz neue Reiz“, antwortet Toni.

„Ein Regenwetter und die werden weggespült wie Laub.“

„Ich weiß nicht, was in den Leuten vor geht. Aber Regen soll heute Nachmittag kommen.“

„Deswegen sitze ich hier. Wahrscheinlich ahnen die nicht im Geringsten, was dort auf sie zukommt.“

„Zumal es auch nicht unbedingt hier regnen muss. Weiter oben, in den Bergen, fällt das Keinem auf. Dort regnet es oft.“

„Wir haben vom Aschbach aus, schon Wolken gesehen. Regenwolken.“

„Soll ich sie warnen?“

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