Der Wasserfall von Partschins

Novelle

Das hat scheinbar geholfen. Marianne hat die Frage nach dem Essen nicht beantwortet. Statt dessen, wirft sie den Vertretern vor, sie würden sich nicht um den Klärung bemühen.

„Ich kann ihnen erst Essen servieren, wenn ich weiß, wie es weiter geht. Ich muss ja die Rohstoffe auch einkaufen.“

Toni applaudiert. Praktisch hat Marianne die Vertreter raus geschmissen. Nicht besonders hart, aber scheinbar wirkungsvoll. Sie stehen auf und gehen.

Sieglinde hat inzwischen das Essen fertig. Friedl hat es schon probiert beim Kochen. Er hat geholfen, so gut er konnte. Viele Möglichkeiten hat er nicht in seinem Zustand.

Rolf serviert. Nicht allein. Pawel und Anuschka helfen. Beim Essen legen sich die Partschinser einen Schlachtplan zurecht. Andreas organisiert das. Alle schreiben eine Zeugenaussage. Die Vordrucke hat Hartmut bereits Andreas mitgegeben. In drei Stunden haben alle Geschädigten ihre Zeugenaussagen fertig. Daraus ergibt sich sogar die Schuld der jungen Bergsteiger. Am wichtigsten scheint die Aussage von Rudi aus Naturns zu sein. Er bezeugt den heimlichen Einkauf der Kletterutensilien. Und dazu, den Rettungsversuch von Friedl und Gustl.

„Wenn die halbwegs Bescheid wissen, lassen die es nicht auf ein Verfahren ankommen.“

Toni kann jetzt mit den Aussagen, groben Vorsatz nachweisen. In seinem Protokoll steht auch, er hat die Jugendlichen aufgefordert, von ihrem Vorhaben abzusehen. Er hat das außerdem mit dem Handy aufgenommen. Ohne, dass er es wusste. Monika hatte das Handy für die Filmaufnahme aktiviert und versäumt, es abzustellen. Sie geben die Kopien und Protokolle zu Luis weiter. Luis kopiert das und schickt es an die Carabinieri. Die geben es den Vertretern. Toni ist sich sicher, mit der Zeugenkette, können sich die Vertreter nicht mehr verdrücken.

Die Vertreter fordern jetzt Gutachter. Die kommen bereits am folgenden Tag. Ursprünglich wollten die auch bei Marianne übernachten. Marianne hat in ihrem Zorn deren Ansinnen abgelehnt. Friedl konnte sie überzeugen, die Gutachter zu beherbergen. Nebenbei erfuhr er, so unabhängig wie versprochen, sind die nicht. Friedl hat gleich seine Kollegen vom Alpenverein angesprochen. Die sollen mit Rat und Tat helfen. Mit Helfen, ist eher eine Überwachung gemeint.

Eigentlich sollen die Gutachter mit etwas Glück die Steine finden von denen die Opfer getroffen wurden.

„Die Steine haben unsere Carabinieri und Feuerwehrleute schon gesucht. Die sind nicht mehr auffindbar“, sagt Toni. „Die sind sicher auch zu ausgewaschen für Spuren.“

Die Gutachter haben ein Einsehen. Das protokollieren sie. Trotzdem beginnt die Fragerunde von Neuem. Alle Gäste Mariannes werden befragt. Das Wichtigste ist, die Familien der Jugendlichen wussten selbst nicht, was die Seilschaft konkret vor hatte. Die Gutachter bescheinigen jetzt die Absicht. Der Weg zum Schadenersatz scheint frei zu sein.

Am gleichen Abend treffe sich Alle, auch die Vertreter und Gutachter bei Marianne. Sie haben sich fein gekleidet. Ein Gutachter, der kleinste der Gruppe, hat einen Kranz und Blumen in der Hand.

„Wir möchte uns für unser Vorgehen entschuldigen. Die Ermittlungen sind leider kein freundlicher Bestandteil der Schadensaufnahme.“

Marianne weint. Ihr ging das Alles ziemlich nahe. Friedl kann sich kaum verständlich ausdrücken. Monika übernimmt mit Andreas die Antwort.

„Wir erwarten eine zügige Klärung. Bei uns ist Saison. Wir möchten Ausfälle vermeiden. Wir haben hier nur eine ziemlich kurze Sommersaison.“

„Wir werden ihnen den Schadenersatz in drei Raten überweisen.“

Von der Höhe hat noch Keiner gesprochen. Andreas kennt sich etwas aus. Er erwartet etwa achtzig Prozent der gemeldeten Schadensumme.

Die Versicherung hat gefordert, gefährliche Stellen wirkungsvoll abzusperren. Sie können sonst keine Haftung übernehmen.

Offensichtlich hat das die Versicherung gleich für andere, in Frage kommende Versicherungen, empfohlen. Herr Garnich hat das auszugsweise so angedeutet.

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