Der Wasserfall von Partschins

Novelle

Tatsächlich sieht es so aus, als wöllten die Vertreter den Preis herunter handeln. Und zwar beträchtlich. Das wäre dann zu Lasten Mariannes gegangen. Es gibt keine Einigung. Man einigt sich auf einen Kompromiss. Beim Einreichen der Baurechnungen, wird die Summe beglichen.

Marianne hingegen, besteht auf ihrer Forderung. Zur Not, muss sie die Forderung den Familien zusenden. Sollen die sich mit ihrer Versicherung streiten. Das hat ihr Andreas geraten. Die Unterstützung der Gemeinde ist ihr gewiss. Das Weiße Kreuz, die Carabinieri und die Feuerwehr haben weniger Probleme. Ihre Rechnungen kann die Versicherung nicht ablehnen. Die Versicherung hält sich also gegenüber dem schadlos, der sich schwer wehren kann. Jetzt könnten die Carabinieri und die Feuerwehr bewusst mehr fordern, um Marianne voll zu entschädigen.

Marianne kann nicht so robust auftreten nach dem Verlust ihres geliebten Mannes. Die Gemeinde will ihr einen Anwalt stellen. Der soll ihr das Maximum ziehen. Mit einem Anwalt wird das Verfahren aber unpersönlich und weniger emotional. Der Verlust eines geliebten Menschen, lässt sich aber nur emotional bewerten und nicht bürokratisch. Den Anwalt nimmt Marianne an. Sie gelobt aber, an dem Verfahren teilnehmen zu wollen.

Nach einigen Rücksprachen der Vertreter mit ihrem Auftraggeber, scheint die Versicherung an einer Lösung zu Gunsten Mariannes interessiert zu sein. Andreas und Hartmut haben mit den Medien und touristischen Konsequenzen gedroht.

„Wenn schon, denn schon“, sagt Andreas. „Das Touristische können wir uns zwar nicht leisten; aber der Versuch ist es wert. Dominik hat den Zugang, so und so, schwer verriegelt. Damit ist die Touristenmeute an sich schon bestraft.“ Eigentlich nicht. Sie können den Wasserfall ja aus der Gondel der Seilbahn betrachten. Nur eben nicht kostenlos. So wie Straßen – Geld kosten, kostet auch die Pflege und Erhaltung einer Sehenswürdigkeit – Mühe. Und die Mühe muss bezahlt werden. In Deutschland müssen die Südtiroler auch für Museen mit weltweit geklautem Inhalt – Eintritt zahlen. Dazu kann der Ort mit Eintrittsgeld die Besucherströme lenken. Allein die Reinigung des Umfeldes durch Firmen, würde Millionen pro Jahr verschlingen. So gehen die Bewohner des Ortes geschlossen ans Werk, den Müll ihrer Besucher wegzuräumen. Kostenlos. Subbotnik nannten die das im Osten.

„Das ist kein günstiger Zustand für uns“, sagt Oskar von der Feuerwehr. Wir haben die ja dafür ausgelacht. Bei uns muss das bezahlt werden. Josef, der Stammgast von Marianne sagt, im Osten wurde der Subbotnik auch gut bezahlt. Er hätte das von einem ostdeutschen Koch bei Doris in der Laterne erfahren. Alle Anwesenden nicken. Als hätten sie das selbst gehört.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert