Der Wasserfall von Partschins

Das Telefon von Andreas klingelt. Ulrike ist dran.

„Der Abteilungschef der Versicherung ist angekommen.“

„Wir gehen gemeinsam zu Marianne. Wir treffen uns Alle dort zu einer Besprechung.“

Andreas nimmt Garnich, den Vertreter, mit zu Marianne. Nach der Begrüßung verspricht Garnich, Alles bezahlen zu wollen.

Gegenüber Andreas gibt er sich genau anders herum.

„Normal bezahlt hier in Südtirol das Land solche Unglücke.“

„Das schon‘, sagt Andreas. „Wir zahlen aber nicht bei grobem Leichtsinn oder Vorsatz.“

„Unsere Versicherung ist aber der Meinung, die Jugendlichen sind verunglückt.“

In dem Fall, müsste Südtirol das zahlen und seiner Versicherung übergeben. Das würde automatisch eine Erhöhung der monatlichen Beiträge bedeuten. Andreas sieht das nicht ein.

„In unseren Protokollen der Carabinieri, ist von grobem Vorsatz die Rede. Das ist unsere Maßgabe bei der Bewertung des Unglückes.“

„Das Protokoll reicht uns so nicht. Ich habe das gelesen.“

Andreas ruft Toni an.

„Ich brauche euch Zwei. Die Versicherung will nicht zahlen. Das Land und die Gemeinde sollen die Kosten der Rettung tragen.“

„Wir kommen. Ich habe das ja persönlich mit erlebt und auch davor gewarnt.“

Andreas bittet den Vertreter, bei Marianne zu bleiben. Zwecks Klärung des Sachverhaltes.

Marianne macht denen die Zimmer frei.

Bei Marianne sitzen immer noch die Familienangehörigen und die Versicherungsvertreter. Sie diskutieren rege. Es geht um Abfindungen und Wiedergutmachung. Das ist nur teilweise von den Policen gedeckt. Alle sind nicht mehr im Ort. Nur die engsten Angehörigen. Sie übernachten teilweise bei Maria in ihrem Haus.

Toni verspricht ihnen, sich um die Schuldfrage zu kümmern. Er möchte heraus finden, ob Leichtsinn, grober Leichtsinn oder Vorsatz zu dem Unfall führten.

„Hier sind Rettungen doch kostenlos“, wirft Gloria ein. Sie befürchtet schon Schlimmeres.

„Hier geht es auch um den Schaden, der im Ort angerichtet wurde. Die Rettungen samt Infrastruktur, sind im Gegensatz zu Österreich, bei uns kostenlos. Bei einem Unfall.“

Toni erzählt nicht Alles. Er soll groben Vorsatz nachweisen. Und das gelingt ihm sicher mit seinen Kenntnissen. Marianne mischt sich ein.

„Gustl hat die Fünf gewarnt und von dem Bestieg abgeraten. Sogar Rolf hat davon abgeraten. Und der ist Mitglied der Seilschaft.“

Friedl mischt sich ein.

„Ich habe den Fünf auch davon abgeraten. Wir sind zur Rettung aufgebrochen, weil sich die Fünf nicht abbringen ließen.“

Herr Garnich hört das gar nicht gern.

„Sie reden hier von grobem Vorsatz. In dem Fall, würden wir ja auch nicht zahlen.“

„Halt, Halt“, ruft Gloria. „Wir reden von der Haftpflicht.“

Garnich kommt scheinbar nicht weg von seinen Verpflichtungen.

„Ich muss mit meiner Direktion reden. Das wird mir zu speziell.“

Andreas und Hartmut haben schon mit dem Land verhandelt. Die lehnen die Kostenübernahme ab. Die haben die Rechnungen gesehen.

„In der angespannten Situation nach der Pandemie, können wir das nicht übernehmen. Partschins hat schon eine schwere Katastrophe erlebt. Und die ist noch nicht komplett geregelt. Wenn das die Bevölkerung erfährt, bekommen wir reichlich Ärger.“

Toni denkt sich, ‚angesichts der Ausgaben für Landtagsabgeordnete, würde das nicht groß auffallen.‘ Er lächelt bei dem Gedanken. Marianne bemerkt das.

„Du lächelst?“

„Mir kommt der Streit ziemlich lächerlich vor. Sowohl auf Landes- als auch auf Versicherungsseite. Beim Steuern und Beiträgen kassieren, sind die Herrschaften bedeutend schneller.“

Andreas und Hartmut müssen auch lachen bei der Bemerkung.

Die Angesprochenen werden nicht mal rot. Scheinbar gehen denen, die Schäden und die Schicksale am Arsch vorbei. Keinerlei Emotion ist in deren Gesichtern feststellbar.

„Die kommen hier mit großen Autos, in feinem Zwirn, bei kostenlosem Essen und freier Logis zum Urlaub. Wir reden von meinem Mann, der Existenz meiner Familie samt Angestellten und meinem Betrieb! Was ist ihnen denn ihr Leben undd as ihrer Familien wert?“

Marianne konnte sich das Geschacher nicht mehr anhören.

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