Gelika, Karinka und Freunde – Leseprobe

Durch den Vinschger Stau dauert die Anreise etwas länger als geplant. Das Chaos um Bozen ist eingerechnet.

Goran kommt fast zwei Stunden zu spät. Waltraut wärmt das Essen auf. Genau das, was Gelika bekam, bekommt Clara auch. Kalbshaxe. Geschmort. Ein Genuss. Clara weiß, die Haxe ist aufgewärmt. Das schmeckt ihr um so besser. Sauce und Fleisch, ein Geschmack.

Angelika ist nicht zu Hause. Hannes geht zu Clara ins Zimmer.

„Brauchst Du Trost?“

„Eigentlich schon.“

„Willst du vorher duschen?“

„Gerne. Eine Massage tät mir gut. Vielleicht komme ich auf andre Gedanken. Vor dem Schlaf.“

„Gerne. Andere Gedanken brauchst du jetzt. Dringend.“

Hannes folgt Clara in die Dusche.

„Ich wasche dich.“

Clara lässt sich Alles gefallen. Wehrlos. Fast regungslos. Unbeteiligt. Hannes lässt nicht locker. Es wirkt. Erlösend. Clara lacht sogar.

Etwas überreizt ist sie. Hannes spürt das.

„Willst du heute noch auf der Alm ankommen?“

„Das wäre mir am liebsten.“

„Wir ruhen etwas und dann fahren wir los.“

Clara fühlt sich erleichtert. Frisch.

„Wir können gleich fahren.“

Goran geht zu Waltraut. Er erklärt ihr Alles. Waltraut weint.

„So ein guter Junge.“ Sie redet von Hubertus.

Hubertus hat sie geliebt wie Hannes.

„Er war sehr fleißig“, schluchzt sie. Die Tränen fließen. Hannes streichelt sie liebevoll.

„Wir wollen gleich los. Auf der Alm haben sie Hubertus ein Denkmal geschnitzt. Die Alm heißt jetzt Hubertusalm.“

„Das hat Hubertus wirklich verdient.“

Clara kommt bereits herunter. Waltraut geht zu ihr. Sie streichelt Clara. Die Hände Waltrauts scheinen Wunder zu wirken. Clara lächelt leicht.

„Ich schaff das schon. Hubertus hat auch an mich gedacht. An uns Alle. Er hat von dir und deiner Liebe geschwärmt. Von Hannes, Tom und eurem Engagement für Gelika.“

Der Abschied ist herzlich. Waltraut wird selbstverständlich zur Feier eingeladen.

„Du kannst auch gleich mitfahren“, bietet ihr Goran an. Einen recht langen Augenblick scheint Waltraut abwesend.

„Ich fahre sofort mit.“

Hannes rollt mit den Augen.

„Soll ich hier allein bleiben?“

„Einer muss sich um unsere Gäste kümmern.“

Die Abnabelung scheint Hannes gut zu tun. Endlich kann er machen, was er will. Waltraut wirkt irgendwie auch erleichtert. Sehr erleichtert. „Endlich ein Urlaub“, stöhnt sie.

„Auf der Alm – Urlaub“, fragt Goran und lächelt verschmitzt. Waltraut wird das schon als Urlaub empfinden. Der Kontakt mit Gästen ist sehr aufreibend. Aufwühlend. Er bereitet sehr oft schlaflose Nächte. Waltraut kann auch irgendwie das Deutsch nicht mehr erhören. Die aufdringlichen Fragen. Fast schon kindische Fragen. Und das pausenlos. Die verstopften Toiletten nach Damenbesuchen. Sie war schon dutzende Male kurz vor dem Brechreiz.

Regelmäßig zu jeder Saison. Manchmal fragt sie sich, wie sie das die vielen Jahre aushalten konnte. Spurlos ist das an ihr nicht vorbei gegangen. Nach jeder Saison mussten sie neu bauen. Die Gäste machen einfach zu viel kaputt. Rücksichtslos. Fast vorsätzlich wirkend.

Goran lässt den Lastwagen warm laufen. Das dauert etwas. Waltraut kommt nach recht kurzer Zeit mit der gepackten Tasche. Alle applaudieren.

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