Der Wasserfall von Partschins

Das hat scheinbar geholfen. Marianne hat die Frage nach dem Essen nicht beantwortet. Statt dessen, wirft sie den Vertretern vor, sie würden sich nicht um den Klärung bemühen.

„Ich kann ihnen erst Essen servieren, wenn ich weiß, wie es weiter geht. Ich muss ja die Rohstoffe auch einkaufen.“

Toni applaudiert. Praktisch hat Marianne die Vertreter raus geschmissen. Nicht besonders hart, aber scheinbar wirkungsvoll. Sie stehen auf und gehen.

Sieglinde hat inzwischen das Essen fertig. Friedl hat es schon probiert beim Kochen. Er hat geholfen, so gut er konnte. Viele Möglichkeiten hat er nicht in seinem Zustand.

Rolf serviert. Nicht allein. Pawel und Anuschka helfen. Beim Essen legen sich die Partschinser einen Schlachtplan zurecht. Andreas organisiert das. Alle schreiben eine Zeugenaussage. Die Vordrucke hat Hartmut bereits Andreas mitgegeben. In drei Stunden haben alle Geschädigten ihre Zeugenaussagen fertig. Daraus ergibt sich sogar die Schuld der jungen Bergsteiger. Am wichtigsten scheint die Aussage von Rudi aus Naturns zu sein. Er bezeugt den heimlichen Einkauf der Kletterutensilien. Und dazu, den Rettungsversuch von Friedl und Gustl.

„Wenn die halbwegs Bescheid wissen, lassen die es nicht auf ein Verfahren ankommen.“

Toni kann jetzt mit den Aussagen, groben Vorsatz nachweisen. In seinem Protokoll steht auch, er hat die Jugendlichen aufgefordert, von ihrem Vorhaben abzusehen. Er hat das außerdem mit dem Handy aufgenommen. Ohne, dass er es wusste. Monika hatte das Handy für die Filmaufnahme aktiviert und versäumt, es abzustellen. Sie geben die Kopien und Protokolle zu Luis weiter. Luis kopiert das und schickt es an die Carabinieri. Die geben es den Vertretern. Toni ist sich sicher, mit der Zeugenkette, können sich die Vertreter nicht mehr verdrücken.

Die Vertreter fordern jetzt Gutachter. Die kommen bereits am folgenden Tag. Ursprünglich wollten die auch bei Marianne übernachten. Marianne hat in ihrem Zorn deren Ansinnen abgelehnt. Friedl konnte sie überzeugen, die Gutachter zu beherbergen. Nebenbei erfuhr er, so unabhängig wie versprochen, sind die nicht. Friedl hat gleich seine Kollegen vom Alpenverein angesprochen. Die sollen mit Rat und Tat helfen. Mit Helfen, ist eher eine Überwachung gemeint.

Eigentlich sollen die Gutachter mit etwas Glück die Steine finden von denen die Opfer getroffen wurden.

„Die Steine haben unsere Carabinieri und Feuerwehrleute schon gesucht. Die sind nicht mehr auffindbar“, sagt Toni. „Die sind sicher auch zu ausgewaschen für Spuren.“

Die Gutachter haben ein Einsehen. Das protokollieren sie. Trotzdem beginnt die Fragerunde von Neuem. Alle Gäste Mariannes werden befragt. Das Wichtigste ist, die Familien der Jugendlichen wussten selbst nicht, was die Seilschaft konkret vor hatte. Die Gutachter bescheinigen jetzt die Absicht. Der Weg zum Schadenersatz scheint frei zu sein.

Am gleichen Abend treffe sich Alle, auch die Vertreter und Gutachter bei Marianne. Sie haben sich fein gekleidet. Ein Gutachter, der kleinste der Gruppe, hat einen Kranz und Blumen in der Hand.

„Wir möchte uns für unser Vorgehen entschuldigen. Die Ermittlungen sind leider kein freundlicher Bestandteil der Schadensaufnahme.“

Marianne weint. Ihr ging das Alles ziemlich nahe. Friedl kann sich kaum verständlich ausdrücken. Monika übernimmt mit Andreas die Antwort.

„Wir erwarten eine zügige Klärung. Bei uns ist Saison. Wir möchten Ausfälle vermeiden. Wir haben hier nur eine ziemlich kurze Sommersaison.“

„Wir werden ihnen den Schadenersatz in drei Raten überweisen.“

Von der Höhe hat noch Keiner gesprochen. Andreas kennt sich etwas aus. Er erwartet etwa achtzig Prozent der gemeldeten Schadensumme.

Die Versicherung hat gefordert, gefährliche Stellen wirkungsvoll abzusperren. Sie können sonst keine Haftung übernehmen.

Offensichtlich hat das die Versicherung gleich für andere, in Frage kommende Versicherungen, empfohlen. Herr Garnich hat das auszugsweise so angedeutet.

Der Wasserfall von Partschins

Das Telefon von Andreas klingelt. Ulrike ist dran.

„Der Abteilungschef der Versicherung ist angekommen.“

„Wir gehen gemeinsam zu Marianne. Wir treffen uns Alle dort zu einer Besprechung.“

Andreas nimmt Garnich, den Vertreter, mit zu Marianne. Nach der Begrüßung verspricht Garnich, Alles bezahlen zu wollen.

Gegenüber Andreas gibt er sich genau anders herum.

„Normal bezahlt hier in Südtirol das Land solche Unglücke.“

„Das schon‘, sagt Andreas. „Wir zahlen aber nicht bei grobem Leichtsinn oder Vorsatz.“

„Unsere Versicherung ist aber der Meinung, die Jugendlichen sind verunglückt.“

In dem Fall, müsste Südtirol das zahlen und seiner Versicherung übergeben. Das würde automatisch eine Erhöhung der monatlichen Beiträge bedeuten. Andreas sieht das nicht ein.

„In unseren Protokollen der Carabinieri, ist von grobem Vorsatz die Rede. Das ist unsere Maßgabe bei der Bewertung des Unglückes.“

„Das Protokoll reicht uns so nicht. Ich habe das gelesen.“

Andreas ruft Toni an.

„Ich brauche euch Zwei. Die Versicherung will nicht zahlen. Das Land und die Gemeinde sollen die Kosten der Rettung tragen.“

„Wir kommen. Ich habe das ja persönlich mit erlebt und auch davor gewarnt.“

Andreas bittet den Vertreter, bei Marianne zu bleiben. Zwecks Klärung des Sachverhaltes.

Marianne macht denen die Zimmer frei.

Bei Marianne sitzen immer noch die Familienangehörigen und die Versicherungsvertreter. Sie diskutieren rege. Es geht um Abfindungen und Wiedergutmachung. Das ist nur teilweise von den Policen gedeckt. Alle sind nicht mehr im Ort. Nur die engsten Angehörigen. Sie übernachten teilweise bei Maria in ihrem Haus.

Toni verspricht ihnen, sich um die Schuldfrage zu kümmern. Er möchte heraus finden, ob Leichtsinn, grober Leichtsinn oder Vorsatz zu dem Unfall führten.

„Hier sind Rettungen doch kostenlos“, wirft Gloria ein. Sie befürchtet schon Schlimmeres.

„Hier geht es auch um den Schaden, der im Ort angerichtet wurde. Die Rettungen samt Infrastruktur, sind im Gegensatz zu Österreich, bei uns kostenlos. Bei einem Unfall.“

Toni erzählt nicht Alles. Er soll groben Vorsatz nachweisen. Und das gelingt ihm sicher mit seinen Kenntnissen. Marianne mischt sich ein.

„Gustl hat die Fünf gewarnt und von dem Bestieg abgeraten. Sogar Rolf hat davon abgeraten. Und der ist Mitglied der Seilschaft.“

Friedl mischt sich ein.

„Ich habe den Fünf auch davon abgeraten. Wir sind zur Rettung aufgebrochen, weil sich die Fünf nicht abbringen ließen.“

Herr Garnich hört das gar nicht gern.

„Sie reden hier von grobem Vorsatz. In dem Fall, würden wir ja auch nicht zahlen.“

„Halt, Halt“, ruft Gloria. „Wir reden von der Haftpflicht.“

Garnich kommt scheinbar nicht weg von seinen Verpflichtungen.

„Ich muss mit meiner Direktion reden. Das wird mir zu speziell.“

Andreas und Hartmut haben schon mit dem Land verhandelt. Die lehnen die Kostenübernahme ab. Die haben die Rechnungen gesehen.

„In der angespannten Situation nach der Pandemie, können wir das nicht übernehmen. Partschins hat schon eine schwere Katastrophe erlebt. Und die ist noch nicht komplett geregelt. Wenn das die Bevölkerung erfährt, bekommen wir reichlich Ärger.“

Toni denkt sich, ‚angesichts der Ausgaben für Landtagsabgeordnete, würde das nicht groß auffallen.‘ Er lächelt bei dem Gedanken. Marianne bemerkt das.

„Du lächelst?“

„Mir kommt der Streit ziemlich lächerlich vor. Sowohl auf Landes- als auch auf Versicherungsseite. Beim Steuern und Beiträgen kassieren, sind die Herrschaften bedeutend schneller.“

Andreas und Hartmut müssen auch lachen bei der Bemerkung.

Die Angesprochenen werden nicht mal rot. Scheinbar gehen denen, die Schäden und die Schicksale am Arsch vorbei. Keinerlei Emotion ist in deren Gesichtern feststellbar.

„Die kommen hier mit großen Autos, in feinem Zwirn, bei kostenlosem Essen und freier Logis zum Urlaub. Wir reden von meinem Mann, der Existenz meiner Familie samt Angestellten und meinem Betrieb! Was ist ihnen denn ihr Leben undd as ihrer Familien wert?“

Marianne konnte sich das Geschacher nicht mehr anhören.

Knödelauswahl

Hier eine kleine Knödelauswahl:

Rote Beete – Knödel

Geben Sie in Ihren Blender Eier, Brühe, gekochte oder rohe Rote Beete, Zwiebel, Öl oder Butter, etwas Kümmel, Salz, Pfeffer und Zucker. Mixen Sie das so lange, bis eine homogene, etwas kompaktere Flüssigkeit entsteht.

Zu Rote Beete passt auch Sauerteigbrot oder Südtiroler Schüttelbrot.

Die Knödel passen sehr gut zu Schopf, Rippelen und Haxen.

Käseknödel

In Brühe geben Sie Eier, Salz, Pfeffer, eine Prise Zucker, etwas getrockneten Knoblauch, Zwiebel, aromatischen Käse Ihrer Wahl und ein paar Rosinen. Wie üblich mixen sie bis zur Glätte.

Käseknödel passen sehr gut zu Spinatsauce, die Sie auch mit etwas Südtiroler Speck zubereiten können. Dafür geben Sie Spinat, Speck in dünnen Scheiben, Butter, Salz, eine Prise Muskat, Zwiebel, Pfeffer, eine Prise Zucker, in den Blender und mixen das glatt.

Kräuterknödel

In Ihre Flüssigkeit geben Sie die Kräuter, Salz, Pfeffer, etwas getrockneten Knoblauch, eine Prise Zucker, drei Eier und nicht zu wenig Öl. Gemixt wird bis eine homogene, grüne Flüssigkeit entsteht.

Zu Kräuterknödel passt sehr gut Milchbrot. Das können sie mit Knäckebrot anreichern.

Kräuterknödel passen sehr gut zu Geflügel. Die lassen sich auch gut mit Käsesaucen servieren.

Apfelknödel

Geben Sie in Ihre Flüssigkeit (keine Milch) Äpfel. Es können auch getrocknete oder konservierte sein. Apfelmus geht auch. Eier, etwas Salz, eine winzige Prise Zimt, eine winzige Prise gemahlene Nelke, etwas geschälte Zitrone oder Orange, Öl.

Zu diesem Knödel passt sowohl sehr dunkles Brot als auch Gebäck aus Laugenbrot. Apfelknödel passen gut zu Sauerbraten und Wild.

Speckknödel

Speck und Zwiebel schön braten und etwas abkühlen lassen. Im Blender Ei, Brühe, Kräuter der Wahl, Salz, Pfeffer und eine Prise Zucker mixen. Mit der Flüssigkeit den abgekühlten Speck ablöschen. Das Ganze über das Brot geben, leicht mit der Hand umrühren und etwas ziehen lassen. Den Speck müssen Sie etwas abkühlen lassen, weil Sie sonst Rührei bekommen.

Beim Dämpfen reichen zwei Eier pro Liter. Beim Kochen in Wasser, müssen Sie auf vier Eier erhöhen. Diese Knödel müssen für das Kochen in Flüssigkeit sehr gut gerollt werden, um eine geschlossene Oberfläche zu erhalten. Ist die Oberfläche des Knödels rissig und nicht bündig, wird Ihr Knödel zerfallen. Das gilt für alle Knödel.

Krautknödel

Das klingt jetzt etwas abwegig. Dank der modernen Technik können Sie auch Krautknödel kochen. Dafür können Sie gekochtes Kraut als auch rohes – verwenden. Sogar Sauerkraut ist möglich.

Geben Sie in Ihre Knödelflüssigkeit aus Ei, Brühe und Gewürz, einfach Ihr Wunschkraut dazu und mixen Sie es bis zu Püree. Sie benötigen drei Eier je Liter. Gewürzt wird mit Salz, Pfeffer, etwas Zucker und Kümmel.

Bei Rotkraut können Sie Zwiebel, Piment, Nelke und etwas Zimt benutzen.

Gemüseknödel

In der modernen Ernährung wird auch gern Gemüse eingesetzt. Für Vegetarier dürfte das interessant sein. Das Gemüse Ihrer Wahl wird im Blender bis zu Püree gemixt.

Klassisch wird der Spinatknödel betont. Praktisch geht das mit jedem Gemüse. Auch mit Kürbis. Allgemein werden zwei Ei je Liter Flüssigkeit beim Dämpfen reichen. Bei rohem Gemüse würde ich drei nehmen. Beim Kochen in Flüssigkeit benötigen Sie vier Eier je Liter. Das Ei zählt zur Flüssigkeitsmenge. Gewürzt wird mit Salz, Pfeffer, eventuell Muskat und etwas Zucker.

Wurzelgemüseknödel

Zu Fisch, das klingt wie ein Witz, und zu fettem Fleisch (Wellfleisch z.b.), können Sie diese Art Knödel setzen. Karotten, Sellerie, Petersilienwurzel, Lauch, sind klassische Bestandteile der Wurzelgemüse. Sie erhalten einen sehr würzigen Knödel damit. Serviert mit brauner Butter, schmeckt der tatsächlich zu Fisch. Wenn Sie den Knödel zu Fisch setzen, können Sie die Blätter vom Stangensellerie mit mixen. Ihr Knödel wird etwas grüner und sogar selbst etwas nach Fisch schmecken.

Nussknödel

Besonders aromatische, gründlich geröstete Nüsse sind gut geeignet für Nussknödel. Die Nüsse werden zusammen mit der Knödel -Grundbereitung im Blender gemixt. Als Flüssigkeit kann auch Milch genutzt werden. Auf den Liter Flüssigkeit geben wir drei Eier. Salz und etwas Zucker. Der Nussknödel kann auch als Dessertvariante eingesetzt werden. In dem Fall, ist der Zuckeranteil zu erhöhen. Der herzhafte Nussknödel passt gut zu Geflügel. Als Dessert würde ich eine Kirschsauce empfehlen.

Karin aus Leipzig

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Leider kommt es etwas anders als von Loisl geplant. Micha stellt nicht nur seiner Bernadett nach. Er ist hinter Karin her. Bernadett sieht das zwar etwas abgeklärter. Loisl aber nicht. Er will sich weiter an seinen Plan mit Lutz halten. Lutz soll zu ihm kommen. Er will sich mit ihm unterhalten.

„Gefällt dir Karin?“…

Karin aus Leipzig

In den kommenden Tage wechselt das Wetter sehr oft. Das verschafft Karin, ihrer Familie und ihren Kollegen, die ersehnten Verschnaufpausen. Karin putzt vormittags die Zimmer und das Haus. Ab Mittag bedient sie die Gäste. Und das geht oft bis ein und zwanzig Uhr. Das restliche Abendgeschäft übernimmt Erna und eine Saisonkraft. Erna hat sich einen Studenten als Hilfe ausgesucht. Micha. Erna hat Micha in eine Lederhose gekleidet. Die hat sie mit ihm zusammen eingekauft. Micha fand die Hose etwas klein und ein wenig zu eng.

„Die ist gut so. Das bringt Trinkgeld“, sagt Erna. Die Lederhose ist so geschnitten, um der Beule im Schritt, Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. Bei Micha ist der Raum dafür, scheinbar, zu klein geschnitten. Das zieht nicht nur seine studentischen Kolleginnen an, sondern auch Erna und die weiblichen Hausgäste. Loisl ist davon weniger begeistert. Er gibt sich Mühe, wenigstens Karin von Micha fern zu halten. Zumindest so lange, bis Lutz da ist.

Jetzt, am Wochenende, beginnen die Semesterferien. Bernadette und Lutz kommen. Bernadett ist sofort von Micha begeistert. Sie unterhalten sich über ihr Studium. Micha hat seinen Dienst bereits vor ihren Semesterferien

begonnen. Loisl wirkt zunehmend erleichtert.

Zumal mit Micha auch zwei Studentinnen eintrafen. Und die sehen nicht übel aus. Im Gegenteil. Loisl scheint einen zweiten Frühling zu wittern. Karin gibt er nicht auf. Die zwei Studentinnen sind eher seine Reizmittel. Seine Hand sucht immer öfter den Hintern von Karin. Karin kann sich kaum noch erwehren.

Mit einem Mal ist Schluss damit. Mit dem Erscheinen von Lutz. Jetzt widmet sich Loisl der Kuppelei. Karin soll unbedingt bei ihm auf der Alm bleiben. Während der Studienabwesenheit von Lutz, kann er sich ja um Karin kümmern. Das träumt Loisl ziemlich intensiv. Erna bemerkt das.

Sie tut aber wenig dagegen. Schließlich hat sie auch ihre Träume. Die richten sich in erster Linie in Richtung Micha. Nur leider hat Micha sich in Bernadett verschossen. Bernadett sieht in Micha eine guten Almwirt. Sie würde für ihn sogar das Studium abbrechen. Micha hingegen, will eben weiter studieren. Da sieht er auch eher Gelegenheit, Bernadett ungestört zu treffen. So, gewinnt er ständig den Eindruck, Erna würde ihn verfolgen.

An sich, war die Zeit zu kurz für Erna, Micha in ihr Schlafgemach zu führen. Sie kümmert sich jetzt eher um die zwei einsamen Studentinnen. Die gefallen ihr auch. Eine der Beiden, hat sie zu sich in den Frühstücksservice geholt. Karin fühlt sich jetzt bedeutend erleichtert. Sie kann später aufstehen und gemeinsam mit ihrer Mutter, dem Vater und Rolf – frühstücken. Davon hat die Familie lange geträumt. Mit dem Eintreffen der Studenten, bekommen nicht nur Erna und Loisl reichlich Erleichterungen. Auch das Stammpersonal. Trotzdem hat das einen Nachteil. Das Stammpersonal in Form der Familie von Karin, ist jetzt auch gleichzeitig in den Unteroffiziersrang aufgestiegen. Sie haben jetzt Befehlskraft. Sehr eingeschränkt. Das bringt bisweilen auch kleine Reibereien zu Tage. An den ruhigeren Tagen, glättet sich das Verhältnis wieder.

Karins Familie ist der Stimmungsrhythmus ziemlich neu. Karin kennt das bereits aus den vorherigen Saisonbetrieben in Bayern. Heute – Hü, morgen – Hot. Auch in den Beziehungen.

Entsprechend labil wirken auch die Charaktere untereinander. Heute Freund – morgen Gegner. Der Geschäftsrhythmus wird zum persönlichen Rhythmus. In allen Bereichen. Auch beim Essen. Beim Appetit. In den Beziehungen zueinander.

Der Wasserfall von Partschins

Tatsächlich sieht es so aus, als wöllten die Vertreter den Preis herunter handeln. Und zwar beträchtlich. Das wäre dann zu Lasten Mariannes gegangen. Es gibt keine Einigung. Man einigt sich auf einen Kompromiss. Beim Einreichen der Baurechnungen, wird die Summe beglichen.

Marianne hingegen, besteht auf ihrer Forderung. Zur Not, muss sie die Forderung den Familien zusenden. Sollen die sich mit ihrer Versicherung streiten. Das hat ihr Andreas geraten. Die Unterstützung der Gemeinde ist ihr gewiss. Das Weiße Kreuz, die Carabinieri und die Feuerwehr haben weniger Probleme. Ihre Rechnungen kann die Versicherung nicht ablehnen. Die Versicherung hält sich also gegenüber dem schadlos, der sich schwer wehren kann. Jetzt könnten die Carabinieri und die Feuerwehr bewusst mehr fordern, um Marianne voll zu entschädigen.

Marianne kann nicht so robust auftreten nach dem Verlust ihres geliebten Mannes. Die Gemeinde will ihr einen Anwalt stellen. Der soll ihr das Maximum ziehen. Mit einem Anwalt wird das Verfahren aber unpersönlich und weniger emotional. Der Verlust eines geliebten Menschen, lässt sich aber nur emotional bewerten und nicht bürokratisch. Den Anwalt nimmt Marianne an. Sie gelobt aber, an dem Verfahren teilnehmen zu wollen.

Nach einigen Rücksprachen der Vertreter mit ihrem Auftraggeber, scheint die Versicherung an einer Lösung zu Gunsten Mariannes interessiert zu sein. Andreas und Hartmut haben mit den Medien und touristischen Konsequenzen gedroht.

„Wenn schon, denn schon“, sagt Andreas. „Das Touristische können wir uns zwar nicht leisten; aber der Versuch ist es wert. Dominik hat den Zugang, so und so, schwer verriegelt. Damit ist die Touristenmeute an sich schon bestraft.“ Eigentlich nicht. Sie können den Wasserfall ja aus der Gondel der Seilbahn betrachten. Nur eben nicht kostenlos. So wie Straßen – Geld kosten, kostet auch die Pflege und Erhaltung einer Sehenswürdigkeit – Mühe. Und die Mühe muss bezahlt werden. In Deutschland müssen die Südtiroler auch für Museen mit weltweit geklautem Inhalt – Eintritt zahlen. Dazu kann der Ort mit Eintrittsgeld die Besucherströme lenken. Allein die Reinigung des Umfeldes durch Firmen, würde Millionen pro Jahr verschlingen. So gehen die Bewohner des Ortes geschlossen ans Werk, den Müll ihrer Besucher wegzuräumen. Kostenlos. Subbotnik nannten die das im Osten.

„Das ist kein günstiger Zustand für uns“, sagt Oskar von der Feuerwehr. Wir haben die ja dafür ausgelacht. Bei uns muss das bezahlt werden. Josef, der Stammgast von Marianne sagt, im Osten wurde der Subbotnik auch gut bezahlt. Er hätte das von einem ostdeutschen Koch bei Doris in der Laterne erfahren. Alle Anwesenden nicken. Als hätten sie das selbst gehört.

Der Wasserfall von Partschins

Andreas winkt ab und lacht etwas zu seinen Bürohilfen.

„Zwanzig Tausend! Allerhand.“

„Der Schaden ist beachtlich“, sagt Ulrike, die Büroschreibkraft. „Ich habe das gesehen.“

Hartmut kommt gerade dazu.

„Wenn ich bedenke, was uns fünfzig Meter Straße kosten, ist das schon fast ein Schnäppchen.“

„So sehe ich das auch“, pflichtet Ulrike bei. Die gesamte Weide ist kaputt und dazu ein Teil der Wanderwege und Zäune.“

„Dann ist wohl zwanzig Tausend gar zu wenig?“, fragt Andreas.

„Ich würde das etwas erhöhen“, antwortet Hartmut.

„Das gibt sicher schlechtes Blut im Ort.“

„An der Straße nach Oben, habe ich schon auch reichlich Schäden entdeckt“, fügt Hartmut hinzu. „Das hat bis Jetzt aber Keiner gemeldet. Das kommt sicher noch nach der Zahlung an Dominik.“

„Hartmut. Rechne das mal bitte hoch und schreibe einen Schadenbericht von den Anwohnern. Es wäre wirklich zu schade, wenn unsere Anwohner dadurch einen Schaden ab bekämen“, ordnet Andreas an.

Hartmut ist einverstanden und verspricht, etwas Reserve dazu zu schreiben. Für verspätete Forderungen.

„Ich werde auch gleich die gesamten Straßenränder herunter mit frischem Kies auslegen lassen. Damit bremsen und zerstreuen wir den Wasserfluss. Der letzte, von uns eingebrachte Kies, wurde leider eingefahren.“

„Gut. Mach das bitte.“

Aus der Kalkulation wurden sechzig Tausend. Das erschien Hartmut trotzdem etwas wenig. Er hat den Überblick über diverse Rechnungen.

Wir müssen wahrscheinlich auch etwas mehr aufdrücken, weil die Versicherungen dazu neigen, zu kürzen.“

Der Gemeinderat muss tagen. Natürlich auch auf Rechnung. Sondersitzung. Einige Mitglieder des Rates müssen von Arbeit frei gestellt werden.

„Ein kleines Abenteuer und die wahren Kosten“, stöhnt Hartmut. „Das riecht fast nach Überstunden.“ Andreas muss lachen.

„Die haben dafür so eine Art Pauschale“, sagt Hartmut dazu.

„Wir sind ein kleiner Ort. Pauschalen ziehen bei uns nicht.“, antwortet Andreas.

Das Telefon klingelt. Marianne ist dran.

„Wir treffen uns heute Abend zur Schadensauswertung. Kommt ihr auch? Wir haben neue Köche.“

Das kann Andreas nicht ablehnen. Wohl auch in der Befürchtung, riesige Rechnungen präsentiert zu bekommen. Eigentlich ist es keine Befürchtung für ihn. Er steht voll dahinter. Wegen des Verlustes von Gustl ist hier schon das Maximum angebracht.

Am Abend treffen sich Alle. Die Gemeindeverwaltung ist vollzählig anwesend.

Sie rechnen den Schaden zusammen. Es sind weit über dreißig Protokolle. Die vorherigen Berechnungen werden weit übertroffen. Jetzt stehen gesamt knappe zwölf Millionen an Forderungen an. Mit dem Beschluss, werden die Protokolle den Versicherungen übergeben.

Schon in der kommenden Woche sind die Vertreter der Versicherungen vor Ort. Sie übernachten bei Marianne. Auf Befehl ihrer Gesellschaft. Sie wollten erst im Ort ein Luxushotel buchen.

„Nix Luxus“, schimpft Andreas. „Die sollen bei Marianne übernachten.“

Luis, der Bürgermeister hört den Krach.

„Worum geht es?“

„Die Versicherungsvertreter kommen und wollten im Luxus übernachten.“

„Die sollen bei Luise übernachten und ihr das Beileid der Versicherungen überbringen. Die sollen sich den Schaden genau ansehen, den sie zu begleichen haben. Immerhin muss auch Gustl als Koch und Wirt ersetzt werden.“

Marianne hat das am Telefon mitgehört und freut sich über die Solidarität von Luis.

„Danke“, ruft sie laut.

Die Vertreter kommen zusammen mit Gutachtern. Das Geschacher kann beginnen.